Sie haben einen Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung gestellt und dieser wurde abgelehnt oder nur mit Erschwerungen (Leistungsausschlüsse / Risikozuschläge) angenommen?

Ein abgelehnter Antrag heißt nicht automatisch, dass Sie generell gar nicht oder nicht medizinisch vorteilhaft in der Berufsunfähigkeitsversicherung versicherbar wären. Meiner Erfahrung nach heißt es häufig nur, dass man dilettantisch an das komplexe Thema heran gegangen ist.

Direktversicherer und “do it yourself”-Stories

BU-Antrag abgelehnt oder Erschwerung?

Meiner rein persönlichen Erfahrung nach beruhen abgelehnte oder „überraschend“ nur mit fragwürdigen Erschwerungen angenommene Anträge auf Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung meist auf fragwürdigen „do it yourself“-Versuchen.

Fast immer spielt ein Direktversicherer oder disruptiver Neo-Versicherer eine Rolle in der Story.

Es ist ja auch verlockend leicht, glaubt man den Versprechungen der auf Hochglanz polierten Internetseiten der Versicherer. Diese beiläufige Story mit der Gesundheitshistorie kommt im 10-Schritte Guide der Hannoverschen Leben immerhin erst als Schritt 6. Selbstverständlich ganz anonym und unverbindlich.

Wozu also einen Versicherungsfuzzi aufsuchen, wenn das alles so einfach ist?

Darüber könnte ich mich nun stundenlang auslassen, oder Sie sich alternativ stundenlang auf meiner Homepage selbst belesen. Am Ende sind für eine medizinisch vorteilhafte (2) und zugleich rechtssichere Annahme (1) zwei wesentliche Dinge erforderlich:

  1. Sorgfältige Aufbereitung der Gesundheitshistorie und vollständige, wahrheitsgemäße Beantwortung der Antragsfragen.
  2. Ich muss den Risikoprüfer durch sinnvolle Aufbereitung in die Lage versetzen, eine Entscheidung in meinem Interesse treffen zu können.

Am besten klärt man das Thema vorab mit einer aussagekräftigen und durch Arztberichte / Befunde / Krankenhausentlassungsberichte etc. argumentativ belegten Risikovoranfrage.

Genau das geschieht bei „do it yourself“-Versuchen im Regelfall nicht.

Der unfähige Vorvermittler hat es verbockt

Wir Menschen neigen dazu, anderen die Schuld für unsere eigenen Fehler zu geben. Insofern bin ich bei Storys mit vermeintlich unfähigen Vorvermittlern erst einmal skeptisch und frage zunächst genauer nach.

Tatsächlich gibt es unter hunderttausenden Vermittlern viele fachlich gute Kollegen und gleichzeitig solche, die besser die Finger vom Thema Berufsunfähigkeitsversicherung gelassen hätten. Ist wohl generell in jeder Branche so. Fehler passieren übrigens hin und wieder jedem Menschen, auch den fachlich Guten.

Kurzum, ich schaue mir den Einzelfall genau an und frage sehr genau nach.

Konsequenzen abgelehnter BU-Antrag oder Annahme mit Erschwerung

Was sind denn nun die Konsequenzen aus einer Ablehnung oder Annahme mit Erschwerung?

Erst einmal hat das keine direkten Konsequenzen für den erneuten Versuch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Ein Versicherer mit einer guten BU-Risikoprüfung wird immer die neue, sauber aufbereitete Risikovoranfrage beurteilen. Was ein anderer Versicherer auf Basis von was auch immer gemacht hat, interessiert dafür recht wenig.

Allerdings sind zuvor abgelehnte oder mit Leistungsausschlüssen / Risikozuschlägen angenommen Anträge (der letzten 5 Jahre) üblicherweise bei einem Neuantrag anzugeben. Ein offener und angstfreier Umgang mit dieser Tatsache ist anzuraten.

Zudem kann es sein, dass der jeweilige ablehnende Versicherer an die Risikowagnisdatei meldet. Hier kann man sich einfach eine HIS-Selbstauskunft besorgen und auf Nummer sicher gehen.

Für einen regulären BU Antrag ist das zweitrangig. Bei BU Aktionen kann es problematisch werden. Zudem macht ein HIS-Eintrag regelmäßig wieder Probleme bei Geschäften, die mangels Umfangs auf eine manuelle Risikoprüfung verzichten. Dazu zählen beispielsweise Risikolebensversicherungen, Kredit- und Finanzierungabsicherungen.

Meiner persönlichen Erfahrung nach melden heute kaum noch Versicherer gesundheitliche Merkmale an HIS. Es geht dort eher um pragmatischere Storys, sinngemäß Zahlungsausfälle, Versicherungsbetrug und Ähnliches.

Lesen im Sinne von „bei einem Antrag prüfen“ tun aber die meisten Versicherer.

Was kann man tun, wenn ein BU-Antrag abgelehnt wurde?

Für einen erneuten Anlauf braucht man …

  1. eine offene, saubere und umfassende Aufbereitung der Gesundheitshistorie
  2. und einen Versicherer mit brauchbarer manueller Risikoprüfung.

Allerdings ist die Anzahl an BU-Versicherern mit brauchbarer manueller Risikoprüfung überschaubar. Schlicht weil das dafür erforderliche Personal teuer und nur limitiert verfügbar ist.

Ein Direktversicherer wird das üblicherweise nicht sein, die sparen am ehesten am Hauptkostenfaktor Personal. Da wird in der Tendenz eher ein Sachbearbeiter Diagnosen unreflektiert in ein Rückversicherertool tippen und am Ende kommt “Computer sagt nein” bei raus.

Gilt ebenso für besagte Hannoversche Leben, die aggressiv auch darum wirbt, von Versicherungsmaklern vermittelt zu werden. Macht meiner Erfahrung nach einfach keinen Sinn. Mit Abstand der häufigste Versicherer, der mir bei Anfragen von Interessenten im Kontext eines abgelehnten Antrags genannt wird.

Bei Anfragen im Kontext prüfe ich den ausgefüllten Gesundheitsfragebogen sehr genau und frage im Ersttermin auch sehr genau nach. Zeichnen sich dann schon erhebliche Unstimmigkeiten in den Aussagen des Interessenten ab, oder wird die Salamitaktik gefahren, lehne ich das Mandat schlicht ab.

War es einfach nur ein Fehler (egal wer ihn gemacht hat) und geht man damit offen und ehrlich um, zeige ich meinen Interessenten gern, wie man es richtig macht.

Nur von einer falschen Vorstellung sollte man sich dann lösen. Schnell, einfach und unkompliziert ist es eben nicht.